02/07/2024 0 Kommentare
2024 Gedanken zum Sonntag Kantate und zu Pessach 5784
2024 Gedanken zum Sonntag Kantate und zu Pessach 5784
# jüdisch beziehungsweise christlich
2024 Gedanken zum Sonntag Kantate und zu Pessach 5784
„Kantate“ – „Singt“ – so ermuntert, ermutigt uns der Name des kommenden Sonntags.
Der Predigttext (Offb.15,2 ff.) dieses Sonntags stellt uns an ein „gläsernes Meer mit Feuer vermengt“. An seinem Ufer stehen die, die davon gekommen sind. Sie „hatten Gottes Harfen und sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes“
Wenige Worte wecken Erinnerung. Sie wollen die bedrängten christlichen Gemeinden stärken. Die Hingabe Jesu in Wort und Tat – sie klingt an. Das harte Durchgreifen Roms kann und wird das nicht zerstören, was den Menschen so wertvoll ist.
Wenige Worte wecken Erinnerung, die weit zurück reicht. Israels Geschichte ist lebendig gegenwärtig. Die Befreiung aus der Knechtschaft in Ägypten. Doch da ist das Meer. Es steht zwischen den Fliehenden und dem Weg in die Freiheit. G´tt aber ebnet den Weg. ER befreit. ER rettet. Das Lied des Mose und auch das Lied Mirjams - der Gesang schwingt zum Himmel empor und erhebt Herz und Sinn (Ex.15) „Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker.“ So lassen die Worte der Offenbarung den einstigen Gesang wieder aufleben.
„Kantate“ – „Singt“
Am vergangenen Montag, 22.04., begann mit dem Sederabend das Pessachfest. Israel vergegenwärtigt die Befreiung. Es geht im Verlauf dieses Abends im Erzählen und mit symbolischen Speisen und Handlungen den Weg aus dem Todesdunkel der Knechtschaft in die Freiheit. Wer diesen Abend miterlebt, wird ihn nicht vergessen. Jahr für Jahr – die Worte dieses Abends begleiten von Kindesbeinen an. Denn die „Kinder“, die Jüngsten der Tischgemeinschaft bringen durch ihre Fragen die Erzählungen, ja eigentlich den ganzen Abend, erst in Gang.
„Was unterscheidet diesen Abend von allen anderen?“
Pessach 5784 – am Sedertisch vieler Familien in Israel sind Plätze leer. Die, die darauf sitzen sollten, sind als Geiseln der Hamas verschleppt. Wenn sie überhaupt noch am Leben sind.
Plätze sind leer – Menschen sind ins Dunkel der Terrortunnel gerissen.
„Was unterscheidet diesen Abend von allen anderen“ – Menschenraub der Hamas. Das wäre eine Antwort. Voller Schmerz und voller Bitterkeit.
„Was unterscheidet diesen Abend von allen anderen?“
In der Haggada, der Festordnung für den Sederabend, werden vier Fragen gestellt und entsprechend beantwortet. So gibt Israel auch in diesen Tagen auf die vielen Fragen eine Vielzahl von Antworten.
In Israel und weltweit werden zeichenhaft in der Öffentlichkeit Tische für den Sederabend gedeckt. Die jüdischen Gemeinden und an ihrer Seite auch die Menschen, die Israel verbunden sind, gemeinsam erinnern sie. Leere Plätze, leere Stühle – aber die Bilder der Verschleppten sind da, sie holen die Menschen an den Tisch. Ihre Bilder sind immer gegenwärtig.
Die Lieder, die zu diesem Abend, die zum Pessachfest überhaupt gehören, sie erklingen. Die sonst so spürbare Heiterkeit fehlt. Aber Singen gibt Kraft. Vergegenwärtigen der Befreiung gibt Kraft. Gemeinsames Singen stärkt die Kraft und das Vertrauen in G´tt.
„As jaschir Mosche“ – „Damals sang Mose“ – die hebräische Sprache hat fließende Zeitformen. Vergangenes kann gegenwärtig sein, sich zukünftig ereignen. „As“ kann einst und dereinst sein.
Das Lied des Mose und das Lied Mirjams - Befreiung aus dem Todesdunkel der Knechtschaft. Befreiung aus dem Todesdunkel der Terrortunnel.
Leere Stühle, Leere, weil Menschen fehlen, Leere – und eine Hoffnung, die immer noch da ist.
Am Sonntag „Kantate“ können wir Christen an Israels Seite für die Hoffnung Israels singen.
Pfarrerin Johanna Melchior
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