02/07/2024 0 Kommentare
Geschichte und Geschichten zu Chanukka und Advent
Geschichte und Geschichten zu Chanukka und Advent
# jüdisch beziehungsweise christlich
Geschichte und Geschichten zu Chanukka und Advent
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Geschichte und Geschichten zu Chanukka und Advent
Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts läßt der syrische König Antiochus im Jerusalemer Tempel Bilder griechischer Götter anbringen und stellt die Ausübung jüdischen Glaubens unter Todesstrafe. Einige Juden sympathisieren mit dem Hellenismus. Viele aber bleiben ihrem Glauben treu, verteidigen sich und ihr Jude sein.
Im Jahr 164 vor Christus dann hat der Aufstand der Thoratreuen gegen die heidnische Herrschaft der Seleukiden und die hellenisierten Juden endgültig Erfolg. Jerusalem ist zurückerobert. Der durch Götzendienst entweihte Tempel wird gereinigt und wieder geweiht.
Berichte darüber finden sich im 1. Buch der Makkabäer, beim jüdischen Historiker Flavius Josephus und im Talmud. Georg Friedrich Händel verarbeitet den historischen Stoff in seinem Oratorium „Judas Maccabaeus“, aus dem die Melodie des beliebten Adventsliedes „Tochter Zion“ stammt.
An dieses Ereignis und viele Geschichten, die sich darum ranken, erinnert Chanukka, das Fest der Tempelweihe.
So wird erzählt:
Nach der Reinigung des Tempels wollten die Juden feierlich die großen Tempelleuchter entzünden. Aber im Ölkrug fand sich nur kleiner Rest geweihtes Öl. Es würde acht Tage dauern, um weiteres Öl nach ritueller Vorschrift herzustellen.
Was tun?
Und vor allem – was tut GOTT?
Ein Wunder – die winzige Menge Öl ist ausreichend. Acht Tage lang durchdringt das Leuchten der Lichter die Dunkelheit im Wintermonat Kislew. (Dezember)
Im Folgejahr wird das Chanukkafest als dankbare Erinnerung an das Wunder der Lichter und an das Wunder des Überlebens begründet. (Babylonischer Talmud, Schabbat 21b)
Chanukka wird besonders zu Hause im Rahmen der Familie gefeiert.
Mit Einbruch der Dunkelheit versammelt man sich, um die Lichter zu zünden. Es ist Brauch, daß jedes Familienmitglied einen eigenen Leuchter hat.
Der achtarmige Leuchter, Chanukkia, steht am Fenster, so scheint sein Licht in die Dunkelheit. Hoffnungsschimmer läßt Dunkel weichen. Abend für Abend erstrahlt eine Kerze mehr.
Ein Chanukkaleuchter hat acht Arme.
An jeder Chanukkia findet sich aber ein weiterer, neunter, Arm. Dieser ist gern ein wenig abgesetzt von den acht Hauptarmen. Es ist der so genannte „Diener“ (Schammasch), mit dessen Hilfe die Lichter entzündet werden. „Diener am Licht“ zu sein ist eine freudige Lebenshaltung, die Freude bringt und verbreitet.
Banu Choschech legaresch — Wir (sind ge–) kommen das Dunkel zu vertreiben
So sagt Israel in den Nächten und Tagen von Chanukka. In diesem Jahr wird das erste Licht am Abend des 28.November gezündet.
In den dunklen Wochen des Dezembers tut es gut, wenn Abend für Abend eine Kerze mehr am Leuchter entzündet wird. Es wird hell und heller. Der Lichtschein strahlt hinaus in die nächtliche Dunkelheit. Ganz wörtlich genommen.
Und selbstverständlich auch in übertragenem Sinne verstanden: Chanukka erinnert an Bewahrung des Glaubens und Bewahrung durch Glauben – Licht in dunklen Zeiten.
So ein Lichtschein wärmt auch eine gelegentlich im Dunkeln verharrende Seele. Das tut gut.
Auch der Gedanke an sozial Schwache gehört zu Chanukka: Auch sie sollen eine lichte und freudige Zeit erleben können. Arme Familien erhalten Unterstützung, damit sie zumindest symbolisch etwas von Sorgen befreit, dankbar die Bewahrung feiern können. Auch das tut gut.
Zu den Bräuchen an Chanukka gehört das Singen der Festhymne „Maos, Zur jeschuati“ (Festung, Fels meiner Hilfe). Sie beschreibt die Rettung, die GOTT immer wieder Sein Volk Israel erleben läßt. Die Melodie des Liedes geht bis ins 16. Jahrhundert zurück und durchzieht Europa. Die ersten Töne erinnern an „Nun freut euch liebe Christengmein“.
Viele weitere Lieder, die teils in Rätselform, teils erzählend an das Wunder der Rettung und der Lichter erinnern, begleiten durch die Abende.
Zu einem Familienfest gehören neben Geschichten und Gesang auch gemeinsame Mahlzeiten und Spiele.
Beliebt ist der “Dreidel“ (Kreisel). Auf seinen Seiten sind die Anfangsbuchstaben eines hebräischen Satzes zu lesen: Nes Gadol Haja Scham (ein großes Wunder geschah dort). Sie bestimmen über „Einsatz“ und „Gewinn“ beim Spiel um Nüsse oder Chanukkageld, das in der Regel dann gespendet wird.
Traditionell gehört Fettgebackenes wie „Latkes“ (Kartoffelpuffer), „Kreplech“ und Pfannkuchen (Berliner) zu Chanukka, denn das Wunder ist mit Öl verbunden.
Gemeinsam singen - die fröhlichen Lieder des Festes - gemeinsam essen – gemeinsam spielen. All das lässt es hell werden und sein.
Chanukka erinnert — an die Bewahrung der religiösen und nationalen Identität, an das Ringen um den Glauben, an die Liebe zum Haus GOTTES, an die Liebe zu GOTT und dem Licht Seines Wortes, das Dunkelheit vertreibt. Chanukka erinnert an Wertschätzung und Bewahrung.
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt …
Frühes 19. Jahrhundert im „Rauhen Haus“ in Hamburg.
Ungeduldige Fragen der Kinder:
Wann kommt endlich das Christkind? Wie lange noch? Wie oft noch schlafen?
Geduldiges Erklären von Johann Hinrich Wichern, dem Begründer und Leiter der Stiftung für verhaltensauffällige und straffällige Kinder.
Aber wie erklärt man ungeduldigen Rangen die schier endlos lange Wartezeit bis zum Heiligen Abend? Was hilft, um Ungeduld und Erwartung zu lenken?
Sehen und auch anfassen können, vor Augen haben, was „Wartezeit“ bedeutet.
Die Anzahl der Tage vor Augen haben und buchstäblich dahinschmelzen sehen.
So „erfindet“ Johann Hinrich Wichern das Rad, das zum Adventskranz werden wird.
Auf einem großen Wagenrad ordnet er vier dicke weiße Kerzen für die Adventssonntage und die entsprechende Anzahl kleinerer roter Kerzen für die Wochentage bis Weihnachten an.
Seit 1860 wird das Rad zusätzlich mit Tannengrün geschmückt.
Die Kinder können die Wartezeit „schmelzen“ sehen und lernen nebenbei auch noch das Zählen.
Im Laufe der Zeit ist aus dem „Wichernrad“, das im großen Betsaal des „Rauhen Haus“ an der Decke hing, der kleine „Adventskranz“ geworden, der auf jeden Tisch paßt. Auf im finden nun vier Kerzen für die Adventssonntage ihren Platz und erleuchten das Dunkel.
In diesem Jahr wird am 28. November die erste Kerze aufleuchten.
Die Adventszeit ist ursprünglich eine Fastenzeit, die auf die Geburt Jesu vorbreitet.
Lesungen aus dem Buch Jesaja prägen diese Kirchenjahreszeit. Texte, die von Rettung und Erlösung sprechen. Im christlichen Glauben ist mit Jesu Geburt der Erlöser gekommen. So nimmt dann auch das Weihnachtsfest eine große Bedeutung an.
Licht steht auch im christlichen Glauben zeichenhaft für GOTT und Sein nahe sein in Seinem Wort, in Seiner Hilfe und Treue. Die Kerzen am Adventskranz stehen leuchtend gegen das Dunkel. Der Schein am Adventskranz wird heller und heller, je näher es dem Heiligen Abend geht. Der warme Lichtton vermittelt Geborgenheit. Die Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Sicherheit, nach einer heilen Welt – sie scheint Erfüllung zu finden.
Ebenfalls in unserer christlichen Tradition nimmt der Gedanke an Hilfe für sozial Schwache im nationalen und internationalen Rahmen einen großen Raum ein. „Brot für die Welt“ und „Misereor“ beginnen in der Adventszeit mit ihren Spendenaktionen - Licht in dunkler Zeit.
Der warme Schein der Adventskerzen dringt in die Dunkelheit.
Die Chanukkalichter leuchten hinaus in die Nacht, Tag für Tag eines mehr.
Es wird heller und tut der Seele gut.
Chanukka und Advent – für acht Tage zeitgleich feiern Juden und Christen GOTT und Seinen Wunsch nach Licht für die Welt, Licht im Dunkel der Zeiten.
Gesegnete Advents – und Weihnachtstage!
Und auch Chanukka samech – Fröhliches Chanukka!
Pfarrerin Johanna Melchior
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