02/07/2024 0 Kommentare
1. Glockenprojekt der Oberkirche St. Nikolai Cottbus - Geschichte des Geläuts
1. Glockenprojekt der Oberkirche St. Nikolai Cottbus - Geschichte des Geläuts
# Glockenprojekt
1. Glockenprojekt der Oberkirche St. Nikolai Cottbus - Geschichte des Geläuts
Als die Oberkirche kurz vor der Reformation ihre heutige Gestalt bekam, hatte sie sicher auch ein Geläut, das die Gläubigen der Stadt zu Gebet und Gottesdienst rief, ihnen den Tag strukturierte und zu Taufen und Beerdigungen läutete, aber auch Gefahren anzeigte, wie Feuer oder Feinde vor den Toren der Stadt. Über dieses erste Geläut haben wir leider keinerlei Kenntnisse, es schweigt im kaum zu ergründenden Brunnen der Vergangenheit.
Erstmals erfahren wir etwas über die Glocken der Oberkirche in der Zeit nach dem dreißigjährigen Krieg und der großen Pest in der zweiten Hälfte des 17. Jhd. 1671 ist der Hugenotte Franz Sebastian Voillard, der aus Frankreich nach Preußen geflohene und in Frankfurt/O. ansässige Glockengießer, in Cottbus und gießt – vermutlich auf dem Marktplatz – für die Stadt und die Kirchengemeinde mehrere Glocken. Für die Oberkirche wurden drei Glocken gegossen. Für das alte Rathaus am Altmarkt wurden eine Stundenglocke und möglicherweise noch eine weitere Glocke gegossen. Die zerflossene Stundenglocke des Alten Rathauses ist heute im Foyer des Stadthauses am Erich-Kästner-Platz ausgestellt. Die kleinste Voillard-Glocke der Oberkirche wurde 1912 an die gerade errichtete Lutherkirche abgegeben, wo sie bei der Zerstörung der Kirche im Februar 1945 im Brand zerfloss. 1926 wurden für die Oberkirche zwei Glocken in Apolda bei Schilling nachgegossen, deren beiden Vorgängerglocken aus dem Jahren 1910 und 1909 sind im Jahr 1917 zu Kriegszwecken eingeschmolzen worden. Von den Nachgüssen ist heute die sog. Lutherglocke als kleinste Glocke Teil des noch hörbaren Geläutes. Eine dieser Glocken ist dann im Brand der Oberkirche im April 1945 beim Abriss des Glockenstuhles in der Turmhalle vergangen.
1911 wurde das gesamte Geläut der Oberkirche einer grundlegenden Veränderung unterzogen. Neben der Abgabe der kleinsten Voillardglocken an die Lutherkirche und dem Neuguss zweier Schilling-Glocken und somit dem Aufbau eines Vierer-Geläutes wurde dem Geist der Zeit und den Vorstellungen der industriellen Revolution entsprechend der Holzglockenstuhl durch einen genieteten Stahlglockenstuhl ersetzt und die vier Glocken an sog. gekröpfte Stahljoche gehangen. Damit wurde der Läutewinkel verändert, die Statik des Kirchturmes belastet und der Kraftangriff auf die jeweilige Glockenkrone verstärkt.
Beim Wiederaufbau der Oberkirche nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus den drei wieder heimgegehrten Glocken ein Dreier-Geläut mit angepasstem Stahlglockenstuhl gebaut, das bis in unserer Zeit seinen täglichen Dienst versieht.
von Pfr. Dr. Uwe Weise
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